Das Bündnis

Mut machen – Steele bleibt bunt

Im Sommer 2018 gründete sich das lokale Bürgerbündnis „Mut machen – Steele bleibt bunt“ als Reaktion auf die wöchentlich stattfindenden Aufmärsche der sogenannten „Steeler Jungs“, eine bürgerwehrähnliche Gruppierung, die sich aus überwiegend männlichen Mitgliedern von Rockerclubs (Bandidos), RWE-Hooligans, Türstehern und aus der Szene der neuen Rechten zusammensetzt.

Wer wir sind

Das Bündnis „Mut machen – Steele bleibt bunt“ ist ein offener Zusammenschluss und setzt sich aus engagierten Einzelpersonen und Mitgliedern von Parteien, Verbänden, Kirchen und Initiativen zusammen. Ein Großteil der Mitglieder wohnt selbst in Steele. Wir sind parteipolitisch und religiös nicht gebunden und finanziell unabhängig.

  • Wir wenden uns in Essen-Steele aktiv gegen alle Umtriebe rechtsorientierter und neurechter Gruppen. Lokale rechte Strukturen sind der Nährboden, aus dem Gewalt gegen Andersdenkende und Migrant*innen erwächst. Am Beispiel von Dortmund Dorstfeld hat sich gezeigt, dass sich solche Strukturen in einem Stadtteil verfestigen können, wenn dem nicht eine starke Zivilgesellschaft und aktive Menschen vor Ort entschieden entgegentreten.
  • Wir betrachten mit Sorge, dass rechtsextremistische Positionen, Rassismus, und Fremdenfeindlichkeit zunehmend gesellschaftsfähig werden – in der AfD haben sie mittlerweile ihr parlamentarisches Sprachrohr gefunden.
  • Wir betrachten auch mit Sorge die systematischen öffentlichen Tabubrüche vor allem von AfD-Politikern, die Verschiebung des Sagbaren nach rechts und die Verrohung der Sprache. Damit wird realer Gewalt der Boden bereitet.
  • Wir lehnen rassistische, nationalistische und antisemitische Haltungen und Ideologien ab.
  • Wir lehnen ebenso radikalreligiöse und fundamentalistische Ideologien und Gruppen entschieden ab.

Wir sehen, dass Teile der Gesellschaft durch die Folgen der Globalisierung, durch Kriege, durch soziale Ungleichheit und nicht zuletzt durch die Folgen des Klimawandels verunsichert sind. Diese Verunsicherung nutzen die rechten Kräfte. Ihre einfachen rückwärtsgerichteten und nationalistischen Forderungen, die  Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen und ihre Gewaltbereitschaft lösen die komplexen gesellschaftlichen Probleme nicht.

Was wir wollen

Unser Ziel ist es, alle Tendenzen menschenfeindlicher Ideologien, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz vor Ort nachhaltig zu bekämpfen, über die Gefahren und die Bedeutung von Gruppierungen, wie die Steeler Jungs, Reichsbürger und andere demokratiefeindliche rechte Gruppen aufzuklären. Wir sehen die Steeler Jungs nicht als homogene rechtsextremistische Gruppe. Sie sind aber mit offen rechtsextremistisch und rassistisch auftretenden Gruppierungen vernetzt und werden von diesen unterstützt.

Aus diesem Grund haben wir offizielle Stellen der Stadt wachgerüttelt und auf die Problematik aufmerksam gemacht.

Wir setzen uns dafür ein, dass die öffentlichen Aufmärsche der Steeler Jungs beendet bleiben, dass sie als unerwünschte Gruppierung erkannt  und gesellschaftlich isoliert werden und dass sie keinen öffentlichen Raum im Stadtteil für sich in Anspruch nehmen können. In Steele und an anderen Orten dürfen sich keine rechten Strukturen festsetzen.

Wir setzen uns auch dafür ein, dass Räume für gesellschaftliche Teilhabe und Diskurs im Stadtteil geschaffen werden. Wir wollen den Zusammenhalt in unserem Stadtteil stärken und engagieren uns für eine lebendige, emanzipierte und teilhabeorientierte demokratische Entwicklung.

Was wir tun

  • Wir planen und führen gewaltfreie Demonstrationen und Kundgebungen durch
  • Wir organisieren kulturelle Veranstaltungen
  • Wir veranstalten z. B. anlässlich von Wahlen Diskussionsrunden mit Politikern
  • Wir organisieren Vorträge und Lesungen zum Thema Rechtsextremismus und Demokratieentwicklung
  • Wir erinnern regelmäßig an die ungeheuren Verbrechen der Nazidiktatur, an den antifaschistischen Widerstand und gedenken der Opfer
  • Wir organisieren jährlich  den Tag der offenen Gesellschaft in Essen Steele
  • Wir arbeiten aktiv beim  „Runden Tisch“ in Essen Steele mit
  • Unsere Methoden sind gewaltfrei. Ziviler Ungehorsam ist für uns dabei kein Tabu.

Fazit

Steele bleibt bunt engagiert sich für einen toleranten und weltoffenen Stadtbezirk Essen-Steele, für eine bunte Stadt Essen. Das Zusammenleben von Menschen aus zahlreichen Ländern und Kulturkreisen empfinden wir als Bereicherung. Konflikte in diesem Prozess sollten konstruktiv, in gegenseitigem Respekt und lösungsorientiert angegangen werden. Wir wollen mit unseren Aktivitäten im Sinne von Demokratie leben erreichen, dass die Menschen in Steele selbst aktiv werden und sich für eine wehrhafte und aufgeklärte Demokratie einsetzen.
Deswegen: Mut machen – Steele bleibt bunt!

Der Sprecherkreis:
Irene Wollenberg, Ewald Mayer, Johannes Brackmann

Hintergrund unserer Aktivitäten

In Essen-Steele verfügen die Steeler Jungs mit der Kneipe „300“ über einen festen Treffpunkt mitten Im Stadtteil. Im Verfassungsschutzbericht NRW werden sie im Kapitel „Rechtsextremismus“ beschrieben. Auch der Rat der Stadt Essen nimmt diese Gruppe mittlerweile ernst: „Hinter einer vermeintlich harmlosen Fassade verbirgt sich womöglich ein bundesweit agierendes Netzwerk mit intensiven Kontakten in die extreme rechte Szene.“ (aus: Ratsbeschluss vom 29.05.2019) Das Innenministerium NRW beschreibt ihre Kontakte zur Düsseldorfer „Bruderschaft Deutschland“ und zu vorbestraften Neonazis aus Dortmund, die Bestandteil einer rechtsextremen Szene in NRW sind. Auch der Hitlergruß wurde während eines Aufmarsches der „Steeler Jungs“ gezeigt.

Ausführliche Informationen im Flyer vom Frühjahr 2023: