Ludger

Als wir 1985 nach Steele zogen, war es noch eine große Baustelle, die auf Anhieb wenig einladend wirkte. Gerade weil der Stadtteil in dieser Phase von seiner Geschichte so wenig zeigte, war der historische Zugang für mich von großer Bedeutung. Die enge Zusammenarbeit mit der Alten Synagoge Essen ermöglichte einen Blick in die vergessene und verdrängte Geschichte der jüdischen Gemeinde Steeles.

Die Recherche hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Wir gingen in Bibliotheken, in Archiven und in Interviews der jahrhundertealten Gemeinde im Zentrum unseres Stadtteils nach und erforschten insbesondere das Schicksal der in der nationalsozialistischen Zeit deportierten Juden. Aus zahlreichen Mosaiksteinchen wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Steeler Archiv 47 Stolpersteine, die in Steele an die vertriebenen und ermordeten jüdischen Mitbürger erinnern.

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, formulierte der Kölner Künstler Gunter Demnig. Und siehe da: Bei Rundgängen und beim Putzen der Stolpersteine beteiligten sich in den vergangenen Jahren immer mehr Steelenser und gedachten der ehemaligen jüdischen Einwohner. Dass bei der letzten gemeinsamen Aktion am darauffolgenden Tag die kleinen Gedenktafeln, Kerzen und Blumen noch unversehrt bei den Stolpersteinen lagen, zeigt Respekt und Akzeptanz vieler Menschen in Steele. Auch das ist eine Antwort auf die geschichtsvergessenen selbsternannten „Schutzgruppen“, die Steele unsicher machen.