Gedenken an die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar vor der Marktkirche

Eineinhalb Millionen Menschen, die meisten davon Jüdinnen und Juden, aber auch Hunderttausende Sinti und Roma, christliche Pol*innen, Kommunist*innen, Homosexuelle und weitere im Vernichtungslager Auschwitz auf grausamste Art bestialisch ermordet.
Ab Juli 1942 lief die Tötungsfabrik Tag und Nacht, in der die Menschen industriell vernichtet wurden, vernichtet wie Ungeziefer.
Eine Woche vor der Befreiung von Auschwitz sprengte die SS Gaskammern und Krematorien. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz. Die sowjetischen Soldaten trafen auf 8000 bis aufs Skelett abgemagert und völlig entkräftete Häftlinge. Auch 600 Kinder konnten befreit werden.
Der überwiegende Teil der bis dahin überlebenden Häftlinge war jedoch wenige Tage zuvor von der SS auf dem Todesmarsch westwärts getrieben worden bei starkem Schneefall und
klirrender Kälte. Wer nicht mehr laufen konnte, wurde von der SS erschossen. Es spielten sich tausendfache Tragödien auf den Straßen und Schienen ab vor den Augen der Bevölkerung.

Auch das Martyrium der Häftlinge und Zwangsarbeiter*innen im deutschen Reich dauerte an. Anlass, ebenfalls an sie zu erinnern. Bei unbeschreiblicher katastrophaler Verpflegung, Unterkünften und unmenschlicher Behandlung mussten die Zwangsarbeiter*innen schwerste Sklavenarbeit leisten an erster Stelle in der Rüstungsfirma Krupp. Mitten in der Stadt Essen die Zwangsarbeitslager – für alle sichtbar. Bevor die amerikanischen
Truppen am 11. April in Essen einmarschierten, wurden noch viele Häftlinge auf Todesmärsche getrieben.

Aktuell ist unter den Reihen derer, die gegen die Corona-Schutzmaßnahmen protestieren eine Relativierung dieser monströsen Verbrechen zu beobachten, indem sie sich als Opfer
einer von ihnen so genannten „Corona- Diktatur“ inszenieren, und diese mit der Verfolgung der Juden durch die Nazis vergleichen. Diese Relativierung des industriell betriebenen Massenmords ist nicht hinnehmbar und für uns Anlass zu
gedenken und zu mahnen: Nie wieder!

8. Mai muss ein Feiertag werden! Esther Bejarano, sie hatte Auschwitz, Ravensbrück und den Todesmarsch überlebt, forderte anlässlich des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz: „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben
Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai
1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.“

Gedenken an die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar vor der Marktkirche ab 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Essen war überzogen mit einem Netz von über 370 Zwangsarbeitslagern und KZ Außenlagern. Es waren Frauen und Männer, KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, Verschleppte aus den von der Deutschen Wehrmacht besetzten europäischen Ländern. Sie hatten die an die Front eingezogenen Männer zu ersetzen. Die Häftlinge wurden an deutsche Betriebe „ausgeliehen“. Viele haben nicht überlebt. Es gab kaum ein Betrieb in Essen
ohne Zwangsarbeit. Die größten Profiteure in Essen waren:
Größter Profiteur – die Firma Krupp. 26 Lager in Essen werden allein Krupp zugeordnet. Tausende Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter wurden zusammengepfercht hinter Stacheldrahtzäunen, Wachtposten mit Scheinwerfern und Posten
mit automatischen Waffen, den Schlägen von Gummiknüppeln durch die SS ausgesetzt. Für die Arbeitssklaven gab es keinen Arbeitsschutz Bei Bombenalarm durften sie keine Schutzräume betreten. Sie versuchten sich in Splittergräben zu schützen. Viele
starben in den Bombennächten. Die Waffenschmiede Krupp jedoch erzielte Höchstgewinne.
Der Essener Bergbau – Auf der Zeche Zollverein, dem Steinkohlebergwerk Victoria Mathias, der Zeche Ernstine, dem Steinkohlebergwerk Langenbrahm Schachtanlage 2/4, der Zeche Ludwig u.a. schufteten die Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter. Viele der
völlig unterernährten Arbeitssklaven überlebten die unmenschlichen Lebensbedingungen und die besondere Schwere der Arbeit im Bergbau nicht.

Die Arbeit war schwer und sehr gefährlich: Entfernen und Entschärfen von Bombenblindgängern, Aufräumarbeiten nach Bombardements, Wiedergewinnung von
Baumaterialien. Täglich mussten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter 12 Stunden Schwerstarbeit verrichten.

In Steele-Kanarienberg an der Strecke zwischen Steele und Bochum und nahe des damaligen Steeler Hauptbahnhofs wurde das Zwangsarbeitslager der Reichsbahn für etwa 400 Arbeitskräfte errichtet. Sie mussten die durch Bombardierungen entstandenen Schäden im Schienennetz reparieren. Der damalige Steeler Junge Franz van der Kemp war Zeuge, als ein russischer Zwangsarbeiter aus dem Lager erschossen wurde, nur weil er ein Brot aus einem Lieferwagen stahl.

Der SS ausgeliefert – die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter entmenschlicht, von den Betrieben brutal ausgebeutet – Vernichtung durch Arbeit mitten in Essen. Sage damals niemand, er habe von alledem nichts gewusst. Die Verantwortlichen kaum verurteilt
– die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter kaum entschädigt. Auch daran erinnern wir am 27. Januar.